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Attraktive Arbeitsbedingungen im Strassentransport

Fokus Mitarbeitende

 

Fachkräftemangel ist für das Strassentransportgewerbe, gleich wie für andere Branchen, eine altbekannte Herausforderung. In Zeiten mit tiefer Arbeitslosigkeit wie jetzt ist es umso schwieriger, qualifizierte Mitarbeitende im Bereich Logistik und Transport zu gewinnen. Die Personalpolitik (Rekrutierung, Erhaltung, Bindung) stellt für Unternehmen eine zentrale Aufgabe dar und beschäftigt auch die ASTAG im Sinne ihrer Mitglieder intensiv.

Neueste Forschungsergebnisse zeigen nun, dass sich ein attraktiver Arbeitgeber nicht primär durch ein hohes Gehalt auszeichnet – attraktive und innovative Arbeitszeitmodelle spielen für Arbeitnehmende eine ebenso wichtige Rolle. Tatsache ist aber, dass die Umsetzung in vielen Branchen nicht einfach ist. Damit Arbeitgeber im Strassentransport auch in der heutigen Zeit attraktiv auf potenzielle Mitarbeitende wirken, sind innovative Massnahmen gefragt. Neue Ansätze im Umgang mit Mitarbeitenden können dabei helfen, die Unternehmerattraktivität zu verbessern, bestehendes Personal zu binden und zu entwickeln.

Vor diesem Hintergrund hat die ASTAG bei auserwählten Mitgliedern eine nicht-repräsentative Umfrage durchgeführt: Dabei ging es um «attraktive Arbeitsbedingungen» und «Steigerung der Unternehmensattraktivität» mit Fokus auf flexible Arbeitszeitmodelle.

Lösungsansätze

 

Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Umfrage für die Branche können wie folgt zusammengefasst werden:

  • Flexible Arbeitszeitmodelle: Der Trend weg von fixen Arbeitszeiten oder der klassischen 48-Stundenwoche hat auch in der Transportbranche an Bedeutung gewonnen. Flexible Arbeitszeitmodelle und die damit verbundene sogenannte «Work-Life-Balance» werden immer beliebter. Gemäss Umfrageergebnis haben erste Transportunternehmen bereits neue Ansätze eingeführt, wie beispielsweise die 4-Tage-Woche unter Einhaltung der ARV-Vorgaben. Hierbei wird jedoch an 4 Tagen länger gearbeitet als bei einer 5-Tage-Woche, damit in der Folge drei freie Tage bezogen werden können. Auch das Jahresarbeitszeit-Modell gewinnt zunehmend an Beliebtheit. Mitarbeitende können damit bis zu einem gewissen Grad mehr Flexibilität erlangen, und ihre Arbeits- und Freizeit einfacher aufeinander abstimmen. Ein weiterer interessanter Ansatz besteht in der Möglichkeit zum Kauf von zusätzlichen Ferientagen für die Mitarbeitenden. Die Angestellten können zusätzliche Ferienwochen gegen Lohnabzug «kaufen». Die Erfahrungen der Unternehmen zeigen, dass bei diesen Ansätzen eine hohe Zufriedenheit und eine tiefere Fluktuationsrate resultiert, da auf die Bedürfnisse der Mitarbeiterende nach mehr Freizeit am Stück eingegangen wird. Zudem ist bei diesem Modell die Absenzenplanung überschaubar.

 

  • Weiterbildungsmöglichkeiten in Unternehmen: Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen gaben an, dass interne sowie externe Ausbildungen und Weiterbildungsmöglichkeiten helfen können, die Attraktivität des Arbeitgebers zu steigern. Als besondere Unterstützung für Mitarbeiterende können die Kurskosten vom Arbeitgeber übernommen werden, oder die Kurszeit wird als bezahlte Arbeitszeit angerechnet. Beispiele für eine entsprechende Unterstützung anhand von Weiterbildungsmöglichkeiten sind beispielsweise die Weiterbildung zum Transportdisponent oder Betriebsleiter oder auch die Ausbildung von Quereinsteigern zum Chauffeur/in.

 

  • Teamgeist und attraktives Arbeitsumfeld: Ein eingespieltes Team und ein attraktives Arbeitsumfeld sind nebst flexiblen Arbeitszeitmodellen und einem fairen Gehalt zusätzlich eine Massnahme zur Personalgewinnung und -erhaltung. So berichten Unternehmen, dass ein regelmässiger Austausch im Team, Mitarbeiterevents, ab und mal ein «Fürabebier» oder eine «Glace» an heissen Sommertagen aus Sicht der Unternehmen die Unternehmensattraktivität steigern. Dazu gehören auch «Goodies» wie das Benutzen der eigenen Werkstatt für private Fahrzeuge oder gut ausgestattet und moderne Nutzfahrzeuge.

 

Herausforderungen

 

Gemäss BFS waren im Jahr 2021 46,8 Prozent aller Arbeitnehmenden in einem Arbeitsverhältnis mit flexiblen Arbeitszeiten angestellt. Seit 2016 nimmt dieser Anteil auf dem Arbeitsmarkt kontinuierlich zu. Allerdings ist die Umsetzung von neuen Arbeitsmodellen nicht für alle Branchen gleichermassen möglich. In der Strassentransportbranche beispielsweise sind geregelte Arbeitszeiten aufgrund der Art der Tätigkeiten bisher üblich, eine Umstellung auf flexible Arbeitszeitmodelle müssten genau auf das Fahrpersonal und die anfallenden Aufgaben abgestimmt werden. Der frühzeitige Einbezug des Personals in den Planungsprozess direkt an der Schnittstelle zur Disposition muss sichergestellt sein. Dies setzt neue Planungsprozesse in Unternehmen voraus, die mit zusätzlichem Aufwand und Knowhow verbunden sind.

Abschliessend kann aufgrund der eingegangenen Antworten festgehalten werden, dass flexible Arbeitszeitmodelle – unabhängig davon wie viele Arbeitsstunden im Betrieb geleistet werden – grundsätzlich umsetzbar sind. Massgebend sind hierbei jedoch individuelle innovative Lösungen, die dem Unternehmen, der Arbeitstätigkeit (die je nach Transportsparte variieren kann), dem Einsatz der Fahrzeuge, der Zulieferzeiten der Kunden, dem Nachtfahrverbot und dem Personal zugeschnitten werden müssen.

Quelle: STR Online – Text: ska | Foto: chj
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